Autorenvorstellung: Frauenlob (~1250-1318)

Am 29.11.1318 verstarb in Mainz der Dichter Frauenlob. Doch wer war das eigentlich? Was weiß man über ihn?

Heinrich von Meißen, bekannt unter seinem programmatischen Künstlernamen Frauenlob, wurde sehr wahrscheinlich im ersten Jahrzehnt nach 1250 geboren, vermutlich in oder in der Gegend um Meißen (Sachsen). Wie bei fast allen Dichtern jener Zeit sind keine persönlichen Dokumente von ihm und über ihn überliefert – nur eine einzige Aufzeichnung, nach der Herzog Heinrich von Kärnten Frauenlob 1299 15 Mark für ein Pferd gegeben habe, belegt urkundlich seine Existenz. Was wir über Frauenlob wissen, erfahren wir indirekt, indem er sich in seinen Texten auf konkret datierbare Ereignisse bezieht oder er selbst in Texten anderer erwähnt wird.
Frauenlobs Lobsprüche an verschiedene Adlige legen nahe, dass er eine Existenz als fahrender Dichter führte. So dichtete er etwa für Giselbert, Erzbischof von Bremen (reg. 1273/4–1306), Herzog Heinrich IV. von Breslau (reg. 1270–1290), Herzog Otto III. von Niederbayern (reg. 1290–1313), König Erik VI. von Dänemark (reg. 1286–1319) und Markgraf Waldemar von Brandenburg (reg. 1302–1319), an dessen berühmtem Ritterfest zu Rostock 1311 Frauenlob wohl auch zugegen war. Im Jahr 1306 wurde Peter von Aspelt Erzbischof von Mainz. Er dürfte dafür verantwortlich sein, dass Frauenlob nach Mainz kam und später sein Grab im Dom erhielt. Beide haben sich sehr wahrscheinlich bereits am Prager Hof kennengelernt, wo Frauenlob 1292 an der Schwertleite König Wenzels II. von Böhmen teilnahm.
Frauenlob starb am 29. November 1318 und wurde im Kreuzgang des Mainzer Doms begraben. Sein Tod ist bezeugt durch die Chronik des Matthias von Neuenburg, der allerdings das Jahr 1317 nennt, sowie durch die Grabstein-Inschrift, die das Jahr 1318 angibt.
Von Frauenlob überliefert sind zahlreiche Sangsprüche, mindestens sieben Minnelieder sowie ein Minne-, ein Marien- und ein Kreuzleich. Als die wichtigsten Textzeugen seiner Werke gelten die Große Heidelberger Liederhandschrift (auch Codex Manesse genannt), die Jenaer Liederhandschrift sowie die Weimarer Liederhandschrift.

Bildnachweis: Universitätsbibliothek Heidelberg, Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse). Meister Heinrich Frauenlob. cpg 848, fol. 399r – CC BY-SA 3.0 DE

Der Text wurde ursprünglich im Rahmen der Ausstellung “Zwischen Herz und Verstand. Einblicke in die Sprachwelten Frauenlobs” erstellt, die 2018 von Germanistikstudierenden der Uni Mainz konzipiert und durchgeführt wurde. Mehr dazu: https://frauenlob-2018.uni-mainz.de/

Und was denkst du dazu?

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.