Epochenüberblick 2: Barock (1600-1720) – Zwischen Elend und Reichtum
„Weißt du, was in dieser Welt
Mir am meisten wohl gefällt?
Dass die Zeit sich selbst verzehret
Und die Welt nicht ewig währet.“
– Friedrich von Logau: Das Beste der Welt (1654)
Hört man heutzutage den Begriff „Barock“, der von dem portugiesischen Wort „barocco“ (schiefrunde Perlen) abstammt, verbindet man ihn meistens mit prachtvollen Bauten wie dem Versailler Schloss bei Paris, musikalischen Werken von Bach und Händel oder zahlreichen Gemälden und Kunstwerken. Tatsächlich beeinflusste diese Zeit die gesamte Kultur Europas. Nur die Hintergründe dieser Ära geraten meistens in Vergessenheit.
Der Barock fällt in die frühe Neuzeit, eine Epoche, die geprägt ist durch Personen wie Galilei, Newton oder Kepler, deren Entdeckungen das vorherrschende Weltbild erschütterten, Philosophen wie Descartes oder Leibniz, die eine Wende im bisherigen Denken einleiteten und auch durch den aufkommenden Absolutismus in ganz Europa.
In Deutschland wurde diese auf den ersten Blick prachtvoll anmutende Epoche jedoch durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) überschattet, der auf Machtinteressen und dem Konflikt von Katholiken und Protestanten basierte. Gleichzeitig erreichte die Hexenverfolgung ihren Höhepunkt. Diese Zeit, die von Angst, Krankheit, Leid und Zerstörung geprägt wurde, spiegelt sich in der zeitgenössischen Literatur wider, wobei hier vor allem Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens Roman „Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch“ von 1669, der während des Krieges spielt und dessen Gräuel schildert, genannt sein soll. Gleichzeitig entwickelt sich in Europa der Absolutismus, der eine Herrschaftsform bezeichnet, bei der ein Souverän unabhängig von jeglichen anderen Institutionen regiert. Diese Form gab es nicht nur in Frankreich und war auch nicht immer so extrem wie dort, auch wenn Ludwig XIV. mit seinem prunkvollen Leben sicherlich sehr bekannt ist. Auf der einen Seite lebten wenige Menschen in Luxus, Sicherheit und Wohlstand, während der Großteil der Bevölkerung um ihr Leben bangen musste.
Die Spannungen zwischen Weltzuwendung und Weltverneinung, das Elend der Menschen sowie das Bewusstsein, dass alles vergeht („Vanitas mundi“), wurden zu zentralen Motiven der barocken Literatur. Besonders Sonette, Embleme und Epigramme sind in dieser Zeit beliebte Darstellungsformen, aber auch Dramen und Prosatexte entstehen reichlich.
Bis heute haben sich die damaligen Lebensauffassungen „Carpe diem“ (Nutze den Tag) sowie „Memento mori“ (Bedenke, dass du sterben musst) erhalten.
Bekannte Autoren dieser Zeit sind Martin Opitz (1597-1639) und Andreas Gryphius (1616-1664).