Marah Woolf: “BookLess” – Saga
Die BookLess-Saga ist eine Trilogie, bestehend aus den Bänden “Wörter durchfluten die Zeit” (August 2013), “Gesponnen aus Gefühlen” (Dezember 2013) und “Ewiglich unvergessen” (Juni 2014) und wurde von Marah Woolf verfasst und selbst veöffentlich.
Inhalt
Lucy studiert Literaturwissenschaften in London und hat dort die einmalige Gelegenheit bekommen, in der Londoner Nationalbibliothek zu arbeiten. Als sie dort ins Archiv versetzt wird, geschehen merkwürdige Dinge: Die Bücher reden mit ihr und zeigen ihr leere Bücher, deren Inhalt anscheinend alle Menschen außer ihr vergessen haben. So kann sich niemand außer Lucy an den berühmten britischen Dichter Alfred Tennyson erinnern. Nicht einmal in Google findet sie etwas über ihn. Zusammen mit Nathan, den sie in der Londoner Nationalbibliothek kennenlernt, möchte sie der Sache auf den Grund gehen und die Bücher retten.
Was Lucy nicht weiß: Nathan weiß schon längst, was es mit den leeren Büchern auf sich hat. Er ist Mitglied eines Bundes, dessen Aufgabe es ist, Bücher vor den Menschen zu schützen. So wird von ausgewählten Werken eine Kopie angefertigt, ein sogenanntes Schutzbuch, das in einer Bibliothek verwahrt wird, zu dem nur die Mitglieder des Bundes Zugang haben. Dafür verschwinden alle restlichen Ausgaben dieses Werkes in der Welt und die Menschheit vergisst, dass es je existierte. Nur der Bund weiß davon. Und Lucy. Nathan soll Lucy im Auftrag seines Großvaters dazu bringen, sich dem Bund anzuschließen und bei der Kopie der Bücher zu helfen. Andernfalls muss sie sterben, da nur sie die Fähigkeit hat, der Menschheit die Bücher wieder zurückzugeben und somit eine Gefahr für den Bund darstellt.
Wie sich Lucy am Ende entscheidet, verrate ich hier natürlich nicht. ;)
Mir hat der Inhalt der BookLess-Saga sehr zugesagt. Welcher Bücherwurm würde auch nicht ein Buch mögen, in dem es um Bücher geht und in dem Bücher lebendig sind?
Die Geschichte erschien mir alles in allem sehr schlüssig, auch wenn ich manchmal die Entscheidungen der Charaktere nicht ganz nachvollziehen konnte. So fand ich es nicht sehr realistisch, dass die Polizei mehreren Dingen, die Lucy passiert sind, nicht auf den Grund gehen wollte (siehe Spoiler).
Der Spannungsbogen hat sich über alle drei Bände hinweg gut gehalten. Es war nicht unbedingt so, dass ich das Buch überhaupt nicht aus der Hand hätte legen können, aber meine Motivation, die Bücher in einem Rutsch zu lesen, war sehr groß (was ich auch getan habe).
Auch die Liebesgeschichte zwischen Lucy und Nathan ist sehr gelungen. Etwas zu lang finde ich jedoch den Tiefpunkt der Beziehung im zweiten Roman.
Mehr zum Inhalt und dessen Bewertung findest du in den Spoilern.
Charaktere
Die Charaktere in dieser Reihe haben mir ziemlich gut gefallen. Es gibt zwar durchaus Romane, in denen die Charaktere noch mehr Tiefgang haben, doch Marah Woolf hat es dennoch geschafft, ihren Charakteren viel Leben einzuhauchen. Besonders Nathan, der am Anfang wie der typische arrogante Bad Boy erscheint, wird mit der Zeit immer lebendiger. Ein bisschen zu charakterlos sind Lucys Mitbewohnerinnen Marie und Jules. Natürlich sind sie schon ausgearbeitete Charaktere, aber ich sehe da noch etwas Spielraum. Trotzdem finde ich die Charaktere alles in allem sehr gelungen.
Schreibstil
Marah Woolfs Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Allerdings habe ich hier zwei Dinge zu bemängeln.
Zum einen wirken viele Dialoge mehr geschrieben als gesprochen. Hier fällt besonders der häufige Gebrauch des Präteritums (ich las, ich lernte) auf, obwohl im Gesprochenen doch meistens das Perfekt verwendet wird. Dadurch und durch die Nutzung von Worten, die junge Erwachsene doch eher selten in der gesprochenen Sprache nutzen würden, sind die Dialoge manchmal etwas steif und unauthentisch. Allerdings stört es den Lesefluss nicht.
Was mich aber wirklich ziemlich gestört hat, ist die sehr häufige Verwendung des Wortes “weshalb”. Es mag banal klingen, aber das Wort wurde wirklich so häufig verwendet, dass es mich jedes Mal aus dem Lesefluss gebracht hat. Zum einen kenne ich keinen, der dieses Wort gesprochen verwenden würde (aber das mag von der Region abhängen), zum anderen wurden sehr selten Synonyme verwendet. So kommt in einem Buch bestimmt mindestens 50 Mal das Wort “weshalb” vor, während “warum” fünf Mal vorkommt und “wieso” überhaupt nicht. Vielleicht stört es mich auch nur deswegen, weil dieses Wort nicht in meiner Region verwendet wird.
Fehler
Fehler gibt es in dieser Reihe leider zu Hauf. Sehr oft haben Anführungszeichen bei wörtlicher Rede einfach komplett gefehlt, waren unvollständig oder es tauchten Anführungszeichen an Stellen auf, wo sie nicht hingehören. Auch das Fragezeichen hat sehr oft gefehlt. Ich weiß, dass Marah Woolf das Buch selbst veröffentlicht hat und so wahrscheinlich (oder eher ziemlich offensichtlich) kein professionelles Lektorat hat, aber diese Fehler kommen wirklich so oft vor (bestimmt ein Fehler pro drei Seiten), dass es selbst der Autorin beim erneuten Lesen hätte auffallen müssen. Die Fehler stören den Lesefluss leider extrem, da man schon ziemlich verwirrt ist, wenn plötzlich jemand ohne Anführungszeichen anfängt zu reden oder sich hinter einer Frage kein Fragezeichen befindet. Die Autorin hätte vielleicht noch ein paar Mal darüber lesen sollen, anstatt die Bücher so schnell hintereinander zu veröffentlichen. Auf mich wirken die Bücher so, als hätte sie sie schnell runtergeschrieben und sei dann froh gewesen, endlich fertig zu sein, damit sie die Bücher möglichst schnell veröffentlichen kann. Sie hätte sich mehr Zeit lassen sollen, um solche Fehler zu vermeiden.
Hier habe ich auch meine gehassten als/wie-Kommasetzungsfehler gefunden. Bei Vergleichen wurden immer Kommata gesetzt (z.B. das rote Haus ist schöner, als das blaue), was einfach falsch ist. Ich finde es schade, wenn solche Fehler in Büchern vorkommen. Allerdings stören solche Fehler immerhin nicht den Lesefluss.
Fazit
Die BookLess-Saga ist eine durchaus lesenswerte Reihe. Sie ist durchweg spannend, hat tolle Charaktere und der Plot ist aufregend und besonders. Für alle Bücherwürmer ist diese Reihe ein Muss!
Allerdings sollte die Reihe noch einmal einer gründlichen Korrektur unterzogen werden, da die vielen Zeichensetzungsfehler den Lesefluss ziemlich stören. Meiner Meinung nach könnten auch ein paar mehr “weshalbs” durch “warums” und “wiesos” ersetzt werden.
Spoiler – der Inhalt noch einmal ausführlicher
Im ersten Roman lernt Lucy Nathan und ihre Fähigkeiten kennen. Sie erfährt, dass es ihr Schicksal ist, die Bücher zu retten. Dabei vertraut sie sich Nathan an, um später herauszufinden, dass dieser ebenfalls ähnliche Fähigkeiten hat und einem Bund angehört, der die Bücher vor Ignoranten schützen will. Lucy ist hier den Gegenpart: Sie ist für die Rückgabe der Bücher zuständig und somit eine Hüterin. Der Bund dachte allerdings, alle Hüter vernichtet zu haben, um so die volle Kontrolle über die Bücher zu erlangen. Als Lucy auftaucht, wird Nathan von seinem Großvater dazu gezwungen, sich mit Lucy anzufreunden, um herauszufinden, wie viel sie über ihre Fähigkeiten weiß und sie für den Bund zu gewinnen. Andernfalls soll sie sterben. Natürlich verliebt sich Nathan im Eifer des Gefechts in Lucy und steht dabei zwischen zwei Fronten: dem Bund und Lucy, die das Vorgehen des Bundes nicht richtig findet.
Meiner Meinung nach kam die Erkenntnis über Nathan zu wenig überraschend. Eigentlich weiß man schon ziemlich zu Anfang, das Nathan tut und was Lucy denken wird und kann sich ausmalen, woraus es hinauslaufen wird. Trotzdem bleibt der Roman sehr spannend.
Im zweiten Roman wird Lucy von Nathans Großvater gefangen gehalten. Sie soll sich dem Bund anschließen. Als sie dies verweigert, entschließt sich Nathan bald, Lucy vor seinem Großvater zu retten und flieht mit ihr weit weg. Allerdings vertraut Lucy ihm nicht mehr und ist sich nicht sicher, ob Nathan nur ihr Vertrauen zurückgewinnen will, um sie für den Bund zu überreden, oder ob er sie wirklich retten will.
Hier finde ich es wieder ungünstig, dass der Leser von Anfang an weiß, dass Nathan es ernst meint. Zwar kann ich Lucys Gefühle immer noch nachvollziehen, trotzdem hätte ich es aber spannender gefunden, auch im Dunkeln zu tappen. So wirkt Lucys misstrauische Phase sehr lang und irgendwann hat mich genervt, wie Lucy mit Nathan umgegangen ist, da ich ja schon wusste, dass er es ernst meint. Wahrscheinlich wäre es spannender und weniger langwierig gewesen, hätte man nicht gewusst, was Nathan denkt. Trotzdem ist auch dieses Buch sehr spannend, da man ja immer noch wissen will, wie Lucy sich letztendlich entscheidet und ob sie Nathans Großvater ein für alle mal entkommen können.
Im dritten Roman ist Lucy bei Beaufort gefangen, einem älteren Herren, dem es seit Generationen zusteht, die weibliche Linie des Bundes weiterzuführen, sodass diesem versprochen wurde, Lucy heiraten zu können. Nachdem Lucy im zweiten Roman auf ihrer Flucht von einer Kreatur gebissen wurde, hatte Nathan keine Wahl, als sie seinem Großvater auszuliefern, da nur er weiß, wie das Gift zu heilen ist. Seit ihrer Heilung kann sich Lucy an nichts erinnern und weiß so nicht, dass Beaufort und Nathans Großvater ihre Feinde sind, auch wenn sie ahnt, dass etwas nicht stimmt.
Auch wenn dieser Teil immer noch spannend war, hat er sich an manchen Stellen von der Story her ein bisschen gezogen. Zwar wurde es nie langweilig, da Lucy einiges erlebt, allerdings ist sie fast den gesamten Roman lang gefangen und vegetiert vor sich hin. Insgesamt passiert in diesem Roman so eher wenig. Hier finde ich auch die Entscheidungen der Charaktere nicht ganz nachvollziehbar. Meiner Meinung nach würde die Polizei Lucys Verschwinden auf jeden Fall auf den Grund gehen, wenn ihre Freunde der Polizei gesagt hätte, sie sei dorthin entführt worden. Die Entscheidung, nicht zur Polizei zu gehen, rührt daher, dass Beaufort adelig ist und so die Polizei auf seiner Seite stehen würde, zum anderen daher, dass Lucy sich an nichts erinnern kann und so ihre Feinde nicht als solche ansehen würde. Allerdings ist sie ja trotzdem gegen ihren Willen gefangen und will Beaufort nicht heiraten, sodass die Polizei sie auf jeden Fall befreien würde, ungeachtet dessen, dass Beaufort reich ist. Aber es ist ja ein Buch, da darf es ja auch ein paar nicht ganz realistische Begebenheiten geben. ;)
Alles in allem finde ich die Romane trotz ihrer Schwachstellen sehr lesenswert!