Mein Vortrag auf der Tagung „Kleidung, Körper, Kostüm“

Noch einmal kurz Luft holen, dann folgt das Fazit. Wie lange rede ich eigentlich schon? Ich habe kein Zeitgefühl mehr. Und wer sitzt dort eigentlich vor mir, was geht in den Köpfen der Leute vor? Daran denke ich nicht. Die letzten Sätze.
„Danke für die Aufmerksamkeit.“

Anerkennendes Klopfen, dann erst einmal Stille, bevor Danksagungen, Lob und muntere Worte den Raum erfüllen.

Ein wenig könnte ich mich schon an Momente wie diese gewöhnen. Doch erst einmal einen Blick zurück.

Die Mail

Mitte Mai landete eine ungewöhnliche Mail in meinem Postfach, in der eine Dozentin aus Germanistik einen Call for Papers für eine Tagung hier an der Uni weiterleitete und bat, die Nachricht ebenfalls an noch mehr Leute zu verbreiten.

Ich will nicht ausschließen, dass ich schon öfter solche Aufrufe erhalten habe, doch meistens landen sie ohne weitere Kenntnisnahme im Papierkorb. Als ob man nicht schon genug zu tun hätte! So ging es sicherlich auch den meisten Empfängern dieser Mail (übrigens fast ausschließlich Dozenten) – von denen – zumindest die mir bekannten – niemand diese Mail weitergeleitet oder von dem Vorhaben erzählt hat. Warum eigentlich ich diese Mail bekam, ist mir immer noch schleierhaft.

“Cover” des Call for Papers

Dieses Mal war es anders.

Der Call for Papers kündigte eine studentische Tagung Ende Juni mit dem Themenspektrum Körper – Kleidung – Kostüm an, für die etwa zwanzigminütige Vorträge von Studierenden wie Dozenten gesucht wurden. Obwohl die beiden Organisatorinnen aus der Kunstgeschichte stammten, war die Tagung interdisziplinär angelegt. Das Thema hat mich in dem Sinne gereizt, als dass mir sofort etwas einfiel, was man dazu sagen könnte. Natürlich dachte ich dabei auch an Theaterwissenschaft, immerhin habe ich mich dort sechs Semester mit Körpern und Kostümen beschäftigt, aber vielmehr gingen meine Erinnerungen zurück in mein mediävistisches Proseminar, wo wir die Bedeutung von Körper und Kleidung in der mittelhochdeutschen höfischen Literatur des Mittelalters angeschnitten hatten.

Ich las mich in dieses Thema ein und beschloss, einen Vortragsentwurf einzureichen, ohne genau zu wissen, was mich erwartete, immerhin hatte ich zuvor noch nie auf einer wissenschaftlichen Tagung einen Vortrag gehalten. Aber durch Frauenlob war ich ja quasi „vortragserprobt“ und hielt es darüber hinaus für eine gute Gelegenheit, mein Portfolio zu erweitern und neue Erfahrungen zu sammeln – wenn ich denn genommen werden würde! Noch wusste ich nicht, wie viele Leute sich bewerben würden, aber wie schon bei meinem Stipendium dachte ich mir: Wenn es nicht klappt, habe ich es wenigstens versucht.

Die Vorbereitung

Für das Einarbeiten und Schreiben des Vortragsentwurfes blieb nicht viel Zeit – die Mail kam am 10. Mai, der Einsendeschluss war bereits eine Woche später. Übrigens war es nicht so, dass ich damals nichts zu tun hatte, ganz im Gegenteil. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich drei Referate vor mir, davon ein sehr umfangreiches, zudem hatte ich meine Masterarbeit vorzubereiten. Aber ich wollte diesen Vortrag unbedingt halten und verfasste innerhalb von vier Tagen den Entwurf, dem ich den Titel “Das Schöne und das Gute, das Hässliche und das Schlechte – Zur Bedeutung von Kleidung und Körper am Beispiel der höfischen Epik des Mittelalters” gab.

Fünf Tage später erfolgte die Zusage, über die ich mich natürlich sehr freute. Anfang Juni kamen dann erste Details zur Tagung sowie die Bitte, spätestes eine Woche vor der Tagung mein Vortragsskript einzureichen. Danach war ich erst mal wieder in Hektik. Zwar hatte ich bereits einiges an Literatur ausgeliehen und kopiert und eine grobe Vorstellung vom Ablauf des Vortrags, doch musste alles noch gelesen und verschriftlicht werden – nebenbei waren auch noch die drei Referate zu halten. Diese gingen dann auch erst einmal vor, sodass ich erst eine Woche vor Abgabe des Skripts dazu kam, dieses überhaupt zu schreiben. Innerhalb kürzester Zeit verfasste ich praktisch eine kleine Hausarbeit, die ich pünktlich einen Tag vor Angabe einreichen konnte. Nebenbei suchte ich noch Textbeispiele und Bilder raus, gestaltete eine PowerPoint, strich meinen ausformulierten Vortrag auf Stichwörter zusammen (denn es gibt m. E. nichts Anstrengenderes für Zuhörer, einem abgelesenen Vortrag zu folgen!) und übte ihn eifrig.

Der Vortrag 

Am Abend vor der Tagung durfte ich bei einem Treffen die wirklich super netten Organisatorinnen, eine weitere Vortragende und eine Mithelferin kennenlernen, bekam dabei ein paar Einblicke hinter die Kulissen, und konnte es dann kaum noch abwarten, bis die Tagung endlich losging.

Die Tagung begann am 28.06. um 10 Uhr, wobei ich aufgrund anderweitiger Verpflichtungen erst ab 12 Uhr teilnahm. Tatsächlich waren in dem gut klimatisierten Saal einige Leute anwesend, die meisten davon aus dem Fach Kunstgeschichte.

Wie schon öfter berichtet, macht mir Vortragen nichts aus, doch das Warten hat mich sehr hibbelig werden lassen. Nach Vorträgen aus dem theaterwissenschaftlichen und kunstgeschichtlichen Bereich sowie einer Art Performance war ich dann kurz nach 16 Uhr dran. Zum Glück lief alles reibungslos! (Nachdem ich vorher eine kurze Schrecksekunde erlebte: Als ich in einer der Kaffeepausen meine Präsentation ausprobiert habe, musste ich feststellen, dass die Technik in diesem Raum zu neu war und nicht alles korrekt angezeigt wurde – zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt nur drei Leute im Raum und ich konnte alles noch rechtzeitig einrichten)

Zuvor hatte ich bei diversen Dozenten und Freunden kräftig Werbung gemacht, leider erschien am Ende aber kein bekanntes Gesicht. Insgesamt bekam ich nur positives Feedback und war erleichtert, dass ich bei den Antworten, die ich auf die Fragen gab, von einer anwesenden Dozentin bestätigt wurde (ich habe also nichts Falsches gesagt ☺).

Nach mir sprach dann noch besagte Dozentin, deren Vortrag so perfekt zu meinem Thema gepasst hat, dass man glauben mochte, wir hätten uns abgesprochen. Das war wirklich super organisiert!

Auch wenn es sehr viel Arbeit war und ich insgeheim doch gehofft hatte, ein paar Germanisten-Gesichter sehen zu dürfen, war es ein sehr schöner Tag und ich bin sehr froh, diese Gelegenheit genutzt zu haben. Nicht nur habe ich durch meine Arbeit an dem Vortrag viel gelernt über Kleidung und Körper in der höfischen Epik, sondern auch meinen Horizont erweitert. Und ich kann nun sagen, ich habe einmal einen richtigen wissenschaftlichen Vortrag auf einer Tagung gehalten!☺

Link zur Facebook-Präsenz der Tagung: https://www.facebook.com/Kleidung-K%C3%B6rper-Kost%C3%BCm-565553353952567/


Und was denkst du dazu?

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.