Tinte und Tastatur
Tränengleich regnet Tinte aufs Papier
und formt menschliche Umrisse.
Eine unvollendete Geschichte,
nie zur Veröffentlichung bestimmt.
Ungreifbar und unbegreifbar verbleiben wir
Schemen in der Fiktion des Lebens,
bis aus Rot Schwarz geworden ist.
Eine falsche Bewegung und alles verwischt.
Ein Traum von gedrucktem Blutvergießen.
Doch längst ist unser Dasein digitalisiert,
es kann nichts mehr zerfließen.
Das Relevante ist markiert und kopierbereit.
Wir existieren nur noch in Ablageflächen,
um eingefügt oder vergessen zu werden.
Überschrieben und unwiderruflich gelöscht
oder unsichtbar im Datennetz zappeln?
Aus Tintentropfen wurden Bildpunkte,
Und Tasten haben die Federn ersetzt.
Wir wählen Steuerung, Pause und entern;
setzen ein Zeichen und schalten um,
belegen das Ende mit Flucht,
bis wir die Leere zwischen uns fühlen
und sie füllen mit zufälligen Symbolen.
Möchten wir diese Aktion wirklich ausführen?
Inspiriert ist die Veröffentlichung des Textes hier von Lyrifants mit computertechnisch-doppeldeutigen Titeln versehenen Versen – vergleiche zum Beispiel hier und hier –, die mich an mein eigenes Gedicht erinnert haben. Wir sitzen ja oft genug vorm PC, warum nicht mal ein Gedicht daraus machen?
Erworben werden kann die Anthologie, in der mein Gedicht unter dem Titel “Tintenmenschen” im Dezember 2021 erstmals erschienen ist, unter anderem hier. Davon habe ich nichts, höchstens das gute Gefühl, dass sich Lyrik heutzutage doch noch verkauft.
Über den Wettbewerb “Lyrischer Lorbeer” bin ich hierher gelangt. Ein wunderbares Stück Lyrik, Glückwunsch zur Aufnahme in die Anthologie!
Was ein schönes Gedicht, toll!
Hui, spannend! Bei mir hatte sich das jetzt ja gerade so ergeben – und ich bin gespannt, wohin es mich noch führt – auf jeden Fall nicht zu einem so reflektierten Text! Wow! Da bin ich gern die Inspiration fürs Veröffentlichen!