“Tomorrow you’re gonna have to live with the things you say” – Über Entscheidungen und das Leben
Als ich in England war, habe ich in einer Freistunde die Band Sixx A.M. entdeckt, die mir wegen ihrer tiefgründigen und für das Genre recht abwechslungsreichen Songs sofort gefiel. Dabei berührte mich der Song Tomorrow besonders, da er ein Thema behandelt, das mir persönlich sehr wichtig ist und ein Prinzip beschreibt, nach dem ich versuche zu leben, daher möchte ich hier mal den Inhalt den Songs erläutern.
Songtext (gekürzt)
Englisch
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Deutsch
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Meine Interpretation und Gedanken
“Morgen wirst Du mit den Dingen, die Du gesagt hast, leben müssen” – eine wahre Aussage, die leider wenige beachten. So oft bekomme ich mit, dass sich Menschen in meinem Umfeld streiten, sich Dinge an den Kopf werfen, die sie später bereuen werden, und so erst einmal ohne Lösung des Konflikts auseinander gehen. Manchen scheint es egal zu sein, wie sich das, was sie sagen, auf andere auswirkt.
Das bezieht sich auch nicht nur auf Freunde und Verwandte. Auch halbwegs Bekannten und Fremden werden unschöne Sachen vorgeworfen, die meistens ungerechtfertigt und/oder nicht durchdacht sind: “Denn jeder hat einen Grund zu rechtfertigen, wie er fühlt.” Viele scheinen gar nicht wahrzunehmen, dass hinter jedem Gesicht ein ganz eigener Charakter steckt, der durch viele Erfahrungen geprägt wurde. So wird der nächste Obdachlose als gefährlicher Drogenjunkie, der grundlos bettelt, da er vom Staat Geld bekommen könnte, abgestempelt. Welche Gründe hinter den Obdachlosigkeit stehen könnten, wird nicht bedacht. Beispielsweise (als banales Beispiel) könnten diese Obdachlosen das Geld vom Staat gar nicht wollen, da sie in ihrer Kindheit schlechte Erfahrungen mit dem Staat oder mit dem Erhalten von “unverdientem” Geld gemacht haben, sodass sie doch lieber auf die Barmherzigkeit von einzelnen Menschen hoffen.
Auch wenn die beste Freundin mal lügt, wird oft mit Wut reagiert. Aber vielleicht hatte sie ihre Gründe, die Wahrheit zu verschweigen. Vielleicht wollte sie irgendwen in Schutz nehmen. Vielleicht erschien es ihr als die bestmöglichen Lösung für ein Problem, damit ein möglichst kleiner Schaden entsteht. Vielleicht erschienen ihr gerade andere Dinge wichtiger. Auch wenn das nicht immer gute Konsequenzen hat und sich am Ende als Fehlentscheidung herausstellt, so hat die Freundin es doch trotzdem nicht böse gemeint und ist ein schlechter Mensch.
Und vergrault man diese Freundin dann mit schlechten Worten und Taten, könnte man es bald bereuen. Schließlich war es die beste Freundin. Aber am nächsten Tag muss man mit dem leben, was man zu ihr gesagt und ihr getan hat.
Und beleidigt man einen Obdachlosen, muss man am nächsten Tag mit dem schlechten Gewissen und den möglicherweise ungerechtfertigten Vorwürfen leben.
Dadurch verbaut man sich auch viele Möglichkeiten. Als typischen Beispiel dient oft das Opfer, das in der Schule gemobbt wurde und einige Zeit später plötzlich zum Star wird. Wäre man doch mal nett zu diesem Opfer gewesen… Dann könnte man sich (wenn man egoistisch denkt) viele Vorteile aus den Freundschaft versprechen oder etwas von der Person lernen. Doch nun ist es umso schwerer, wieder die Gnade dieser Person zu bekommen: “Morgen wirst Du die Brücken, die Du niedergebrannt hast, überqueren müssen.”
Anstatt der Gnade könnte das Opfer den Mobber sogar in der Öffentlichkeit zur Rede stellen. Oder die Freundin wird einem erst einmal nicht helfen. Oder der Obdachlose wird einem nicht den gesuchten Weg zum nächsten McDonald’s erklären. Oft breiten sich diese negativen Konsequenzen sogar weiter aus, weil über die schlechten Dinge, die man anderen gesagt hat, geredet wird und keiner bereit ist, einer Person, die so etwas tut, zu helfen: “Und alles, was Du tust, kommt zu Dir zurück.”
“Schau Dich einfach an: Magst Du, was Du siehst?” Ist das wirklich, wie man sein will? Die Vorwürfe, die Vorurteile, die vorschnellen Entscheidungen: Macht einen das zu dem, was man sein will? Oder wäre es vielleicht besser, einmal mehr und tiefer nachzudenken und zu versuchen, die Seite des anderen zu sehen. Sieht man nicht lieber in den Spiegel, wenn man weiß, dass man etwas Gutes getan hat? Fühlt man sich nicht besser, wenn man seine Gute Tat für den Tag vollbracht hat?
Und wenn man nicht mag, was man sieht? Na dann ändert man was! “Wartest Du auf einen Grund, Dich zu verändern?” Will man erst die Konsequenzen schmerzhaft erleben, erst warten und hoffen, dass nichts passiert? Braucht man erst den aufweckenden Stoß, der alles verändern soll? Oder kann man nicht einfach heute anfangen und ein besserer Mensch sein?
“Wartest Du auf das Ende, ist es gekommen?” Worauf wartet man? Muss es denn etwas geben, worauf man wartet?
“Nichts wird Dir im Weg stehen…” Natürlich gibt es immer Hindernisse, aber keine sind unüberwindbar! Auch wenn es noch so schwer scheint. Und wenn man es nicht alleine schafft, kann man immer nach Hilfe fragen. Es gibt viele, die immer mehr als glücklich sind, wenn sie anderen helfen dürfen. Man muss nur mal den Mut finden, nach Hilfe zu fragen!
Selbst wenn alles zu spät scheint, wenn die Dinge gesagt wurden und die Taten vollbracht. Es ist nie zu spät, etwas zu ändern: “Denn nichts wird für immer bestehen, und die Dinge ändern sich wie das Wetter, sie verschwinden innerhalb eines Augenblicks.” Vielleicht kann eine Beziehung nie wieder so werden wir vorher, aber es wird neue Chancen und neue Beziehungen geben. Viele Möglichkeiten, alles besser zu machen. Und der beste Mensch zu sein, der man sein kann.
Beziehungen und Entscheidungen sind nicht immer einfach – im Gegenteil: Oft sind die sehr kompliziert und weitreichend. Aber das ist kein Grund, direkt aufzugeben. Und ist es wirklich so schwer, sich mal zusammenzureißen und auch mal andere Seiten als die eigene zu betrachten?
Ob und wann man etwas ändert, ist jedem selbst überlassen. Aber ein guter Mensch zu sein, erscheint zwar zunächst schwer, zahlt sich aber aus, da ja alles wieder zurück kommt.
Und “wo wirst Du morgen sein?”